Wenn wir unser Tier verlieren

Wenn wir unser Tier verlieren
Wenn wir unser Tier verlieren

Wenn wir unser Tier verlieren

Fast täglich erhalte ich Nachrichten von trauernden Tierbesitzern, die mit dem Verlust ihres Lieblings nicht fertig werden. Ich spreche seit mehr als 15 Jahren mit Tieren und ich kann diese Menschen sehr gut verstehen. Auch ich habe schon Tiere verloren und ich weiß genau, in welch emotionalem Tief man sich befindet, wenn wir unser Tier verlieren, denn der enorme Verlust ist täglich spürbar. Man ist in Emotionen gefangen und man kann sie, auch noch nach Jahren, immer wieder in seiner ganzen Kraft spüren und erleben. Als meine Safi Silvester 2016 plötzlich verstorben ist, ging es mir nicht anders. Ich fiel in ein tiefes Loch und konnte das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr sehen. Mir war alles egal, denn mein Lebensinhalt, und Ja, ich bezeichne es tatsächlich so, war auf einmal weg.

Wenn wir unser Tier verlierenWas ich damit meine? Vieles und fast alles dreht sich im Leben eines Tierbesitzers um sein Tier, wir möchten es versorgt wissen. Ich zum Beispiel stimme dazu die Termine mit meinen Klienten entsprechend ab. Ich halte mir Zeiten für meine Spaziergänge frei und auch sonst beziehe ich die Bedürfnisse meiner Hundefreundin in jede meiner Planungen mit ein. Und dann, ganz plötzlich, ist dieser Lebensinhalt weg. Du hast auf einmal unendlich viel Zeit und deine Aufgabe ist verloren gegangen. Wenn du mit einem Hund oder einem Pferd zusammengelebt hast, fehlen auf einmal die Spaziergänge, oder die Ausritte. Es fehlt jemand, dem man so viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt hat. Das ist einer der Gründe, weshalb es so schlimm ist, wenn wir unser Tier verlieren.

Dann ist da noch die bedingunslose Liebe, die wir tagein, tagaus von unserem Vierbeiner erfahren. Egal, ob wir gut oder schlecht gelaunt sind, die Liebe unserer tierischen Freunde zu uns ist immer gleich. Sie muntern uns auf, sie bringen uns Freude, und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Das alles tun sie bedingungslos, sie sind einfach da. Manchmal warten sie den ganzen Tag, bis ihr menschlicher Freund von der Arbeit nach Hause kommt, und sie freuen sich, egal, wie lange man weggewesen ist. Sie nehmen was sie bekommen und sind total zufrieden, wenn wir ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken.

Unsere Tiere sind auf uns angewiesen, und deswegen ist es auch so schlimm, wenn wir unser Tier verlieren. Es verhält sich fast so wie mit Kindern, sie müssen auch versorgt werden, vor allem, wenn sie klein sind. Ich denke, genau deswegen vergleichen Tierbesitzer den Verlust ihres Tieres oft mit dem Verlust eines Kindes. Ich denke, manche Menschen, die keine so innige Beziehung zu ihrem Tier haben, oder mit keinem Tier leben, können dies nicht verstehen. Ich empfinde es aber ganz genauso. Es ist nicht verwerflich, seinen tierischen Freund so stark zu vermissen, möglicherweise noch mehr als einen Menschen. Ich habe mir hierzu wirklich schon viele Gedanken gemacht, aber ich schäme mich nicht deswegen. Mein Bruder ist auch ganz plötzlich verstorben und der Verlust war sehr schlimm. Dennoch habe ich diesen Weggang viel leichter verkraftet, als den Tod meiner geliebten Safi. Wenn du 24 Stunden rund um die Uhr mit jemanden zusammenlebst, den du versorgst und mit dem du deine Zeit verbringst, ist die Leere eine andere, als wenn du jemanden verlierst, der zwar Teil deines Lebens ist, aber nicht dein Lebensinhalt war.

In meinem Buch Herzenspfade, oder wie gelebte Trauer uns stark macht, habe ich meine intimsten Gefühle geteilt, um jenen Menschen zu helfen, die mit dem Verlust ihres Tieres einfach nicht fertig werden.

Von Herzen wünsche ich allen, die momentan den gleichen Schmerz verspüren, ganz viel Kraft und Hilfe bei ihrer Trauerarbeit.

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